Ex-Soldaten geben Waffenkurse für Touristen

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Foreign tourists are taught how to use a gun as they participate in a two hour anti-terror course at the Caliber 3 shooting range, near the West Bank settlement of Efrat on July 18, 2017. The Caliber 3 shooting school has become an attraction for tourists, who are taught how to handle weapons, who participate in paintball or who learn Krav Maga, the self-defence method using boxing and martial arts developed by the Israeli military. / AFP PHOTO / MENAHEM KAHANA

Roji Kurd: «Feuer, Feuer, Feuer!», schreien die Ausländer, bevor sie unter den Augen des israelischen Ausbildners ihre automatischen Waffen abfeuern. Doch hier findet kein Militärtraining statt. Die rund 20 jüdischen Touristen aus Südamerika nehmen an einem «Anti-Terrorismus-Kurs» teil, der von israelischen Ex-Soldaten im besetzten Westjordanland durchgeführt wird. Die Teilnehmer schiessen auf Ballons.

Das Ziel dieses Trainings ist es nicht, Ihnen das Schiessen beizubringen», sagt Eitan Cohen (41), einer der Ausbildner, zu der Gruppe, die von Reportern begleitet wird. «Wir wollen, dass Sie verstehen, was wir hier in Israel tun, um den Terrorismus zu bekämpfen.» Eine eher ungewöhnliche Touristenattraktion für Besucher, die die Gegend sonst bereisen, um die heiligen Stätten von Jerusalem zu sehen oder im Toten Meer zu schwimmen.

Ausbildner aus Elite-Einheiten

Und während manche den Kurs aufregend oder lehrreich finden, halten andere ihn für unverschämt. Kritiker werfen dem Anbieter vor, von der israelischen Besetzung palästinensischen Gebiets und von der Angst vor Terrorismus zu profitieren.

Das Unternehmen, das die Kurse anbietet, nennt sich Caliber 3und liegt in der Nähe der Siedlung Efrat im Süden von Jerusalem. Im Jahr 2003 begann die Firma als Trainingscamp für professionelle Sicherheitsleute und Polizisten. Die Ausbildner, darunter Ex-Soldaten, die in Eliteeinheiten gedient haben, nutzen für die Trainings ihre Kampferfahrungen.

Seit 2009 bietet Caliber 3 die Kurse auch für Touristen an, in denen sie lernen, mit Waffen umzugehen, Paintball spielen oder die Grundlagen der israelischen Selbstverteidigungstechnik Krav Maga mitbekommen. Die Kurse kosten umgerechnet um die 100 Franken pro Person.

Trainer stellen Terror nach

In einem der Kurse simulieren die Ausbildner eine Terrorattacke auf einen Markt – inklusive hölzerner Marktstände und Früchten aus Plastik. Die Trainer sind verkleidet, einer trägt ein Palästinenser-Tuch. Urplötzlich tauchen Ausbildner in Tarnuniform auf und schreien die Touristen an, dass sie sich auf den Boden legen sollen. Dann nehmen sie einen «Terroristen» fest, der ein Messer bei sich trägt.

Ausbildner Cohen fordert die Touristen in der Nachbesprechung auf, in Menschenmengen wachsam zu sein. Er trägt Tarnanzug, hat ein Gewehr über die Schulter geworfen und eine Pistole am Gürtel. Seinem Arbeitgeber zufolge ist er ein ehemaliger Scharfschütze und Ex-Mitglied einer Eliteeinheit der Polizei. Die Touristen schiessen fleissig Fotos.

Kritik von Palästinensern

Auch Dan Cohen (49) aus Caracas, der mit seiner Familie Israel besucht, hat sich für das Touristen-Training entschieden. Während seine Kinder nebenan Paintball spielen, verfolgen er und seine Frau Lili genau die Instruktionen des Ausbildners, der gerade erklärt, wie man eine Automatikwaffe benutzt. «Wir dachten, wir machen mal etwas komplett anderes.» Er habe lernen wollen, zu schiessen und in einer Terrorsituation richtig zu reagieren. Jetzt aber habe er erfahren, wie Soldaten schnelle Entscheidungen treffen und wie schwer es sei, in solchen Situationen die richtige Lösung zu finden.

Einige palästinensische Anwohner fassen die Kurse als Affront auf. «Die Siedler, die diese Firma betreiben, schüren unter Touristen Ängste vor Palästinensern, die diese dann in ihren Heimatländern weiterverbreiten», beklagt sich Mohammed Burjieh (38), ein Lehrer aus dem Nachbardorf Massara.

Allein im vergangenen Jahr haben dem Anbieter zufolge 25’000 Touristen vor allem aus den USA, aber auch aus China, Kanada und Südamerika an den Trainings teilgenommen.

20 Minuten.

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