Mindestens zehn Tote bei Protesten in Kenia

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Einsatzkräfte hinter brennenden Barrikaden in Nairobi

Roji Kurd: Bei Protesten nach der Bekanntgabe der Wiederwahl von Kenias Präsident Uhuru Kenyatta sind mindestens elf Personen von der Polizei getötet worden. Neun junge Männer wurden in einem Slum der Hauptstadt Nairobi erschossen.

 In der Nacht zum Samstag starben dabei allein in Mathare, einem Slum von Nairobi, mindestens neun Menschen. Unter den Toten soll auch ein neunjähriges Mädchen sein, das auf einem Balkon ins Feuer geriet. Ärzte ohne Grenzen teilte zudem mit, es seien rund 20 Menschen verletzt worden, mindestens vier hätten Schussverletzungen erlitten.

Offenbar kamen die Männer bei einer Polizeiaktion gegen Plünderungen ums Leben. Dies sagten Sicherheitskräfte am Samstag der Nachrichtenagentur Reuters. Zudem sei ein kleines Mädchen durch eine verirrte Polizeikugel gestorben, sagte ein Augenzeuge. Das Kind habe sich in Nairobi auf einem Balkon aufgehalten, als die Polizei mit vereinzelten Schüssen versucht habe, Demonstranten auseinanderzutreiben.

In dem Armenviertel waren junge Männer auf die Strassen gezogen, nachdem Kenyatta offiziell zum Sieger der Präsidentenwahl ausgerufen worden war. Im Fernsehen waren Bilder von bewaffneten Polizeieinheiten zu sehen, die unterstützt von Wasserwerfern durch die Strassen von Kibera, einem weiteren Armenviertel in Nairobi zogen.

Kenyatta war am Freitagabend von der Wahlkommission mit 54,27 Prozent der mehr als 15 Millionen Stimmen zum Sieger erklärt worden. Sein Herausforderer Raila Odinga erhielt demnach 44,74 Prozent der Stimmen. Das Kenianische Umfrageinstitut ELOG kam in einer Erhebung zu einem ähnlichen Ergebnis und spricht Kenyatta 54 Prozent der Stimmen zu. Das offizielle Wahlergebnis liege damit innerhalb der Fehlertoleranz. Odingas Parteienbündnis Nasa lehnte die Ergebnisse als „Farce“ ab.

Allerdings hatten auch internationale Wahlbeobachter die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen am Dienstag für weitestgehend frei und glaubwürdig erklärt. Sie verliefen zudem nach Angaben der Polizei und Wahlbehörde meist friedlich. Neben dem Präsidenten und beiden Kammern des Parlaments wählten die Kenianer in den 47 Verwaltungsbezirken des Landes auch neue Gouverneure und Regionalvertretungen.

 „Lasst uns friedlich sein“, sagte der neue und alte Präsident Kenyatta. Kenia habe in der Vergangenheit die Auswirkungen politischer Gewalt gesehen. „Und ich bin mir sicher, dass kein einziger Kenianer zu dem zurückkehren will.“ Bereits vor der Verkündung hatte der 72-jährige Odinga die Wahl als Betrug bezeichnet.

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