Iran: Der iPhone-Schwarzmarkt boomt

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Seit Jahrzehnten gibt es zwischen Iran und USA kaum wirtschaftliche Kontakte. Doch die Iraner lieben amerikanische Produkte, besonders iPhones – auch wenn die nicht legal verkauft werden. Nun will die Regierung von dem lukrativen Geschäft profitieren.

Bald zehn Jahre nach der Präsentation des ersten iPhones durch Steve Jobs gibt es für Apple kaum mehr weiße Flecken auf der Landkarte. iPhones sind inzwischen nahezu auf der ganzen Welt zu haben. Erst kürzlich wurde das einmilliardste Gerät verkauft. Apple müsste auch bekannt sein, dass das Geschäft mit den begehrten Smartphones selbst beim US-Erzfeind Iran floriert. Nur offiziell ist das nicht: Die Geräte werden illegal in Läden vertrieben, die ohne Lizenz arbeiten.

Verkäufer meist junge Iraner

Besonders viele solcher Shops gibt es in der Hauptstadt Teheran – kleine Läden mit Apple-Logos, wo hauptsächlich iPhones und Zubehör verkauft werden. Nur haben die Käufer, meistens junge Iraner, weder die Lizenz des kalifornischen Unternehmens noch eine hiesige Genehmigung. Denn die iPhones werden aus den Nachbarstaaten ins Land geschmuggelt und schwarz verkauft.Im Norden Teherans ist Ramin B. Besitzer eines solchen Ladens. Trotz der rechtlichen Risiken will der 24-Jährige das Apple-Logo nicht abnehmen. Denn dann wäre es ja nur noch ein Handy-Laden, von dem es Zehntausende in der Stadt gibt. Aber viele Iraner lieben das Gefühl, iPhones bei einem Fachberater zu kaufen. „Die wissen ja nicht, dass dies kein richtiges Apple-Geschäft ist“, meint Ramin schmunzelnd. Er selbst hat alles über iPhones im Internet gelesen und sieht sich daher als Experten.

Amerika, der „Große Satan“

Da zwischen Iran und den USA seit 37 Jahren keine bilateralen Beziehungen bestehen, gibt es auch kaum wirtschaftliche Kontakte. Für die Kleriker in Iran ist Amerika der „Große Satan“. Und die Ultrareligiösen sind auch für ein völliges Verkaufsverbot für alle amerikanischen Produkte in dem Land mit fast 80 Millionen Einwohnern. Das sehen viele Iraner aber ganz anders. Von Softdrinks sowie Fast-Food-Ketten, die in Iran unter anderen Namen tätig sind, bis eben hin zu den teuren iPhones lieben sie zahlreiche Produkte aus dem Land des „Großen Satans“.Dabei hat Apple in Iran, anders als viele andere Smartphone-Hersteller, keine Niederlassung. Trotzdem gehören die ins Land geschmuggelten Geräte zu den beliebtesten – wohlhabende Iraner haben schon seit Jahren eins. Und wie mehrere Händler in Teheran erzählen, wollen immer häufiger auch diejenigen eins, die sich das eigentlich gar nicht leisten können. „Ohne iPhone ist man besonders in den Großstädten total out, da gehen dann schon viele auch an die finanzielle Schmerzgrenze“, erzählt Ladenbesitzer Ramin. Die neuesten Modelle kosten in Iran bis zu 700 Euro – das monatliche Durchschnittseinkommen in Großstädten beträgt etwa 500 Euro.

Regierung will Schwarzmarkt lahmlegen

Viele Iraner wechseln sogar alle drei Jahre auf die neueren Modelle, erzählen Händler. Von diesem lukrativen Markt sieht die Regierung aber keinen Cent. Das soll sich nun ändern. Die Abteilung gegen Warenschmuggel will als ersten Schritt den Schwarzmarkt lahmlegen. In einigen „Handy-Basaren“ soll dies auch schon passiert sein, meldete jüngst die Nachrichtenagentur Tasnim.

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Im zweiten Schritt sollen dann die iPhones über Vertretungen, die von der Regierung ausgewählt werden, importiert und legal verkauft werden. Apple wollte sich dazu nicht äußern. Nach derzeitigem Stand führt der US-Konzern jedoch offiziell keine Handelsbeziehungen mit Iran. Die US-Exportkontrollbehörde OFAC aber erlaubt die Auslieferung von Gütern zum privaten Gebrauch in Iran, darunter fallen auch einzelne Apple-Produkte. Komplette Embargos seitens der Regierung in Washington für US-Güter gibt es nur gegen Nordkorea, den Sudan und Syrien.

Mögliche staatlich gesteuerte Einfuhr

Handy-Verkäufer in Teheran bezweifeln jedoch, dass die staatlich gesteuerte Einfuhr von iPhones überhaupt umsetzbar ist. Wegen der US-Sanktionen gegen Iran sei der Plan kurzfristig zumindest unrealistisch, meint der Händler Hassan R. „Derzeit gibt es ja wegen der Probleme mit den Bankverbindungen nicht mal normale Handelsbeziehungen mit Europa, geschweige denn mit den USA“, sagt der 28-Jährige. Vielmehr würden er und seine Kollegen weiterhin mit dem Verkauf von illegalen iPhones gutes Geld machen.

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