Als der islamistische Terror nach Deutschland kam

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von: ANTJE SCHIPPMANN

Wo vor 25 Jahren ein brutaler Terroranschlag verübt wurde, spielen heute Kinder. Nur eine graue Plakette erinnert an die Opfer des Attentats im Restaurant „Mykonos“ in Berlin-Wilmersdorf. Eine Kita ist nun in den Räumen, in denen das islamistische Terrorkommando zuschlug.

Wenige wissen noch, dass hier vier Männer brutal ermordet wurden – und dass das iranische Regime die Mörder geschickt hatte.

Auch das politische Interesse, an den Anschlag und seinen Hintergrund zu erinnern, ist gering.

Dabei waren es die Morde des iranischen Regimes, die den islamistischen Terror nach Deutschland brachten. Staatsterrorismus der Mullahs, ausgetragen in Berlin.

Die Verantwortlichen sind noch an der Macht. Und ihre Schergen – Agenten des iranischen Geheimdiensts und ihre Helfer von der Terrorgruppe Hisbollah – sind noch immer aktiv in Deutschland.

BILD traf einen Überlebenden des Attentats und sprach mit ihm über das Erbe von „Mykonos“. 

In einem hinteren Raum saßen die acht Oppositionellen gemeinsam bei Tisch, als die Mörder das Lokal stürmten
Hier saßen die acht Oppositionellen gemeinsam bei Tisch, als die Mörder das Lokal stürmten Foto: ullstein bild

Als die vermummten Attentäter am 17. September 1992 gegen 22.50 Uhr das Restaurant in der Prager Straße 2a stürmen, rufen sie auf Persisch „Ihr Hurensöhne!“. Dann eröffnen sie das Feuer aus ihren Maschinenpistolen.

Der Vorsitzende und zwei weitere führende Politiker der Demokratischen Partei Kurdistan-Iran (PDKI) sowie einer ihrer Unterstützer werden bei dem Anschlag ermordet. 29 Kugeln treffen die Männer, die beim Abendessen im Mykonos-Restaurant saßen und über Politik diskutierten. Die kurdischen Politiker waren auf Einladung der SPD in Berlin, zum 19. Kongress der Sozialistischen Internationale.

Die iranischen Kurden sind mit acht Millionen die zweitgrößte Bevölkerungsgruppe und werden so wie andere Minderheiten im Iran diskriminiert, die PDKI kämpft für einen demokratischen Iran. Deshalb verfolgte das Regime die führenden Politiker auch in Europa.

Parviz Dastmalchi, heute 68 Jahre alt, überlebt den Anschlag. Als er die Mörder sieht, wirft er sich instinktiv unter den Tisch und stellt sich tot. Der Mann, der neben ihm gesessen hatte, Fatah Abdoli, sackt neben ihm zu Boden, den Mund voll Blut. Er und ein anderer sterben noch am Tatort, ein dritter erliegt im Krankenhaus seinen Verletzungen.

Parviz Dastmalchi (68) hat den Terroranschlag des iranischen Geheimdiensts überlebt
Parviz Dastmalchi (68) hat den Terroranschlag des iranischen Geheimdiensts in Berlin überlebt Foto: Parwez

Mordbefehl von oberster Stelle

Das Attentat und seine Folgen beschäftigen den Überlebenden Dastmalchi bis heute. Die Verantwortlichen in Teheran wurden zwar benannt, aber nicht belangt.

Im Gegenteil: Bis auf den kürzlich verstorbenen damaligen Präsidenten Rafsanjani sind diejenigen, in deren Auftrag gemordet wurde, noch immer an der Macht. Und ihr Geheimdienst ist weiterhin aktiv – in ganz Deutschland. 

  • Schriftstellerin Roya Hakakian, die ein Buch darüber geschrieben hat.

► Das iranische „Komitee für Sonderangelegenheiten“, bestehend aus den ranghöchsten Mitgliedern des Mullah-Regimes, koordinierte damals die Terrorakte im Ausland. Das Komitee unterstand dem obersten Führer des Iran, Ayatollah Ali Khamenei, der gemeinsam mit Präsident Rafsanjani den Mordbefehl erließ. Ihr Geheimdienstminister Ali Fallahian wurde mit der Umsetzung betraut.

Khamenei ist noch immer die höchste Autorität im Mullah-Regime, Fallahian ist Mitglied des einflussreichen Expertenrats. 

Ayatollah Khamenei (li.) ist noch immer die höchste Autorität im Iran. Neben ihm sitzen die ehemaligen Präsidenten Ahmadinedschad und Rafsandschani
Ayatollah Khamenei (li.) ist noch immer die höchste Autorität im Iran. Neben ihm sitzen die ehemaligen Präsidenten Ahmadinedschad und Rafsandschani Foto: STRINGER / AFP

Der Vertreter der Bundesanwaltschaft, Bruno Jost, benannte die Verantwortlichen in seinem Schlussvortrag nach einem dreieinhalb Jahre dauernden Mammut-Prozess.

„Blick auf die Tötungsmaschine“

In dem Prozess war es gelungen, eine „Tür zur Zentrale des iranischen Staatsterrorismus zu öffnen“ und einen „Blick auf die Tötungsmaschine zu werfen und auf die, die sie bedienen“, erklärte Bundesanwalt Jost damals.

Es gebe „nicht den geringsten Zweifel“ daran, dass der Anschlag von der iranischen Staatsspitze „beschlossen, vom Geheimdienst vorbereitet und von Hisbollah-Nützlingen durchgeführt“ worden sei. 

Der Iran nehme sich das Recht heraus, jeden Menschen mit dem Tod zu bedrohen, „der die göttliche Ordnung des Mullah-Regimes anzweifelt“. In „formalisierten Verfahren“ würden Mordpläne entwickelt und die Taten „in kalter Geschäftsmäßigkeit ausgeführt“, zitierte die „Berliner Zeitung“ damals sein Plädoyer.

Parviz Dastmalchi im Gespräch mit BILD-Reporterin Antje Schippmann
Parviz Dastmalchi im Gespräch mit BILD-Reporterin Antje Schippmann Foto: Parwez

Die Verantwortlichen, darunter auch Präsident Rafsanjani und der oberste Führer Ayatollah Khamenei, nannte der Bundesanwalt namentlich. In Teheran und Qom zogen daraufhin wütende islamistische Massendemonstranten auf die Straßen, forderten den Tod der beteiligten Ermittler.

Die Richter und Staatsanwälte sowie deren Familien mussten unter Polizeischutz gestellt werden.

Immer wieder hatte der Geheimdienstminister damals im Kanzleramt versucht, Einfluss zu nehmen und den Prozess zu unterbinden. Aber die Ermittler ließen sich von den Versuchen der Einflussnahme nicht einschüchtern und gingen nüchtern ihrer Arbeit nach. Die Bundesregierung erklärte damals fast schon entschuldigend, dass die deutsche Justiz nun einmal unabhängig sei.

Eine Gedenkplatte erinnert an die Opfer. Die Formulierung der „damaligen“ Machthaber soll ein Kompromiss gewesen sein
Eine Gedenkplatte erinnert an die Opfer. Die Formulierung der „damaligen“ Machthaber war ein Kompromiss, schließlich sind fast alle noch an der Macht. Doch der politische Gegenwind war groß, sagt Dastmalchi Foto: Parwez

Rückkehr nach Teheran als „Held“

Nach dreieinhalb Jahren mit 246 Verhandlungstagen und 176 Zeugen verkündeten die Richter am Berliner Kammergericht ihr Urteil.

Die beiden Haupttäter – Kazem Darabi und Abbas Rhayel – wurden zu lebenslanger Haft verurteilt. Wegen der besonderen Schwere der Schuld sollte ihnen versagt werden, schon vorzeitig entlassen zu werden. Sie sollten mindestens 23 Jahre in Haft bleiben.

Die Tatwaffe wurde später gefunden – mit einer Maschinenpistole hatten die Mörder ihre Opfer hingerichtet
Mit diesen Waffen, die später gefunden wurden, hatten die Attentäter ihre Opfer in Berlin ermordet Foto: action press

Zwei Libanesen wurden zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.

Die beiden Haupttäter wurden nach nur 15 Jahren vorzeitig aus der Haft entlassen und durften in den Iran zurückkehren. Die Opposition, Betroffene und die Anwälte der Nebenklage protestierten damals scharf gegen diesen „Strafrabatt für Staatsterrorismus“.

Kazem Darabi wurde nach seiner Rückkehr von hochrangigen Regime-Vertretern am Flughafen in Teheran als „Held“ willkommen geheißen.  

Der Iraner Kazem Darabi war einer der Terroristen, die zu lebenslanger Haft verurteilt wurden
Der Iraner Kazem Darabi war einer der Terroristen, die zu lebenslanger Haft verurteilt wurden Foto: picture alliance/ASSOCIATED PRES

Doch nichtsdestotrotz: Der jahrelange Gerichtsprozess gab der iranischen Opposition das Gefühl, ernst genommen zu werden. Er zeigte, wie wahre Rechtsstaatlichkeit funktioniert.

Insbesondere Bundesanwalt Bruno Jost – der aktuell als Sonderermittler das Handeln der Sicherheitsbehörden im Fall des ISIS-Terroristen Anis Amri untersuchen soll – beeindruckte die Betroffenen und Angehörigen mit seiner nüchternen Beharrlichkeit.

Trotz Morddrohungen aus dem Iran und Versuchen der Einflussnahme durch die Bundesregierung führte er die Ermittlungen, die zu dem Schluss kamen, dass es sich um Staatsterrorismus handelte.

Hohe Sicherheitsstufe und Polizeipräsenz bei der Urteilsverkündung am 10. April 1997 vor dem Kammergericht in Berlin-Moabit
Hohe Sicherheitsstufe und Polizeipräsenz bei der Urteilsverkündung am 10. April 1997 vor dem Kammergericht in Berlin-Moabit Foto: picture alliance/ASSOCIATED PRES

Für die Exil-Iraner war der Urteilsspruch ein historischer Moment. Männer und Frauen, deren Mitstreiter und Angehörige seit Jahren von einem Unrechtsregime unterdrückt und hingerichtet wurden, erfuhren zum ersten Mal, was Rechtsstaatlichkeit bedeutet, erinnert sich Dastmalchi.

„Wir sind der Bundesanwaltschaft und auch den Anwälten der Nebenklage bis heute dankbar“, sagt er. Der spätere Bundesinnenminister Otto Schily vertrat die Angehörigen der Opfer sogar kostenlos – er wollte der demokratischen iranischen Opposition einen Gefallen tun, berichtet Dastmalchi. „Ein Anwalt dieses Formats hätte uns Hunderttausende Euro gekostet, das hätten wir uns natürlich nie leisten können! Wir werden ihm das nie vergessen.“

Das Ende der Terror-Serie

Für ihn und die hunderte andere bedeutet das Urteil auch Sicherheit. Denn mit dieser Entscheidung endete die islamistische Mordserie des Mullah-Regimes in Europa.

Der Revolutionsführer hatte nach der islamischen Revolution eine Todesliste mit 500 Namen erstellt, die systematisch von seinen Schergen in Europa und den USA abgearbeitet wurde.

Sadeq Sharafkandi (li.) und Nouri Dehkordi sind zwei der vier Opfer des Attentats im Berliner Mykonos-Restaurant
Zwei der vier Opfer des Attentats: Sadegh Scharafkandi, der Vorsitzender der Demokratischen Partei Kurdistan-Iran (li.) und Nouri Dehkordi, ein exil-iranischer Oppositioneller Foto: picture alliance/ASSOCIATED PRES

Dutzende Oppositionelle wurden teilweise auf brutalste Art hingerichtet, auch in Deutschland. Doch die Behörden ließen die Mörder gewähren, weil politische und wirtschaftliche Interessen überwogen. Erst mit dem Mykonos-Prozess wurde die direkte Verbindung nach Teheran offiziell durch ein Gericht festgestellt.

Nach dem Urteil unterbrach Europa die Beziehungen nach Teheran. Doch schon nach etwa drei Wochen gab es wieder Gespräche zur Wiederaufnahme der Beziehungen – und die iranische Seite versprach, nicht mehr in Deutschland und Westeuropa zu morden, sagt Dastmalchi.

„Dadurch ist unser Leben geschützt worden. Und es ist ein weiterer Beweis dafür, dass davor alles vom iranischen Staat ausging.“

Anschlagsvorbereitung für Tag X

Auch wenn die exil-iranische Opposition nicht mehr physisch bedroht wird – die Angriffsversuche des Iran und seiner Schergen gegen israelische Ziele in Europa reißen bis heute nicht ab: Im Juli 2012 gelang es der vom Iran gesteuerten Hisbollah, einen Anschlag auf einen Reisebus mit israelischen Touristen im bulgarischen Burgas zu verüben. Der Attentäter riss damals sechs Menschen mit sich in den Tod.

Dastmalchi befürchtet, dass auch die Exil-Iraner wieder ins Visier geraten würden, sollte es zu einer direkten militärischen Auseinandersetzung zwischen dem Iran und Israel oder den USA kommen.

Dann würde das Regime im Ausland gegen „weiche Ziele“ losschlagen. „Wenn es hart auf hart kommt, sind wir alle in Gefahr.“

Klar ist: Der iranische Geheimdienst ist noch immer äußerst aktiv auf deutschem Boden.

  • prominent! Proteste und scharfe Kritik begleiteten das Programm.

Laut Bericht des Bundesverfassungsschutzes ist der Iran – neben Russland und China – einer der drei Hauptakteure der gegen Deutschland gerichtete Spionagetätigkeit. Und die Beobachtung der exil-iranischen Opposition gehört weiterhin zu seinen Schwerpunkten.

Neben dem staatlichen Geheimdienst (MOIS) ist in Deutschland auch die Quds Force aktiv, eine nachrichtendienstlich agierende Spezialeinheit der iranischen Revolutionsgarden. Ihre umfangreichen Ausspähungsaktivitäten richten sich insbesondere gegen „(pro-)jüdische und israelische Ziele“.

Aus Sicherheitskreisen heißt es gegenüber BILD, dass die nachrichtendienstlichen Aufklärungsaktivitäten der Quds Force mutmaßlich darauf ausgerichtet sind, Ziele für potenzielle Anschläge gegen westliche Objekte auszuforschen. Möglich scheine, dass diese Aktivitäten der Quds Force darauf abzielen, Vorbereitungen für einen, an einem „Tag X“ durchzuführenden, Vergeltungsanschlag zu treffen, der am Ende einer Eskalation am Persischen Golf stehen könnte.

Am 23. März 2017 verurteilte das Kammergericht Berlin einen 31-jährigen Pakistaner zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren und drei Monaten wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit. Der Verurteilte stand in Kontakt zu den Quds Force und forschte in deren Auftrag unter anderem den damaligen Präsidenten der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Reinhold Robbe, aus.

Die Botschaft der Mullahs ist klar

Trotz der Angst, mit der er noch lange zu kämpfen hatte, macht der Überlebende Parviz Dastmalchi weiter. Schon am Morgen nach dem Attentat traf er die Entscheidung seines Lebens, wie er heute sagt.

„Die Botschaft aus Teheran war ganz klar: Wer sich gegen uns stellt, endet so. Ich musste mich also fragen: Mache ich weiter oder nicht? Will ich kämpfen oder will ich aufgeben?“, erzählt Dastmalchi.

„Aber ich wusste meine Antwort: Wenn ich meine Lebensziele jetzt aufgebe, noch bevor sie mich körperlich töten, dann ist es so, als würde ich mich selbst töten.“

„Wenn man ein solch brutales Erlebnis hat, nistet sich die Angst im Unterbewusstsein ein und übernimmt teilweise das Steuer – und das, obwohl ich eigentlich ein sehr vernunftorientierter Mensch bin“, sagt Parviz.

Parviz Dastmalchi (links) beim Trauerzug für den ermordeten Nouri Dehkordi am 25. September 1992
Parviz Dastmalchi (links) beim Trauerzug für seinen Freund, den ermordeten Nouri Dehkordi am 25. September 1992 Foto: ullstein bild

Seine intellektuelle Beschäftigung mit den Morden des iranischen Geheimdiensts in Europa macht ihn besonders wachsam: „Wenn ich die Tür aufmachte dachte ich, da könnte jemand stehen. Bei jeder Drehung im Treppenhaus dachte ich, da könnte jemand stehen. Wenn ich das Auto aufschließe, denke ich: es könnte explodieren. Werfe ich den Motor an, denke ich auch: es könnte explodieren. Halte ich an der Ampel und jemand steht da, denke ich: er könnte mich erschießen. So ging ich durch den Tag“, erinnert sich Dastmalchi.

Monatelang ist der Überlebende jede Nacht von Albträumen geplagt. Immer träumt er vom Sterben – auf der Autobahn, durch Erhängen im Iran. Und wacht schweißgebadet und mit Herzrasen im Moment des Todes auf.

Ali Fallahian bei der Registrierung als Kandidat für die Präsidentschaftswahl 2013. Er wird wegen mehrfachen Mordes per Haftbefehl gesucht
Ali Fallahian bei der Registrierung als Kandidat für die Präsidentschaftswahl 2013. Interpol hat gegen ihn wegen mehrfachen Mordes einen Haftbefehl erlassen Foto: picture alliance / dpa

„Die Lage war damals nicht wie heute: Der iranische Geheimdienst hat im Durchschnitt alle zwei Monate ein, zwei Oppositionelle in Europa umgebracht“, sagt Dastmalchi.   

„Mir wurde klar, so kann ich nicht leben! Ich muss meine Angst in den Griff kriegen.“

Eine Therapie macht er nicht, doch er spricht über das Attentat, immer wieder. Das sei wie Therapie für ihn gewesen.

Heute lebt er ohne Angst, reist alle zwei Wochen nach London, um einen Polit-Talk zu moderieren, tritt bei BBC Persia auf, schreibt und übersetzt Bücher. „Man muss den Tod akzeptieren. Wenn er kommt, dann kommt er“, sagt Dastmalchi.

Nur in den zwei, drei Wochen vor dem Jahrestag des Attentats, wenn der Sommer langsam zu Ende geht und der Herbst in Berlin einzieht, dann wird er wieder nervös.

Exil-iranische Oppositionelle protestieren nach den Mykonos-Morden in Berlin
Exil-iranische Oppositionelle protestieren nach den Mykonos-Morden in Berlin Foto: SZ Photo

Enge Beziehungen zwischen Berlin und Teheran

Als der damalige Außenminister Frank-Walter Steinmeier im Oktober 2015 in den Iran reiste, traf er auch auf Ayatollah Rafsanjani. Vizekanzler Gabriel sagte drei Monate vorher bei seinem Besuch in Teheran, er habe das Gefühl, „bei alten Freunden“ zu sein, „als sei in den vergangenen Jahren nichts geschehen“. Generell werden seit dem Atom-Abkommen die Beziehungen wieder enger, obwohl die Führung in Teheran keinen Anlass gibt, an einen Sinneswandel zu glauben.

Wie empfindet man diesen Umgang der Bundesregierung mit den Verantwortlichen als Überlebender des Mykonos-Attentats?

https://www.bild.de/politik/ausland/iran/mykonos-attentat-interviews-53124574.bild.html

Klar, das ärgert mich! Aber okay, wir können nichts machen“, sagt Dastmalchi. „Wir können nur Kritik äußern, aber unsere Interessen sind eben andere als die Interessen der Bundesregierung.“

Ein Mensch wie Ex-Präsident Rafsanjani zum Beispiel sei vielleicht innerhalb des iranischen Regimes ein „Gemäßigter“, aber dieses Regime, das fundamentalistische System sei eben totalitär – und Rafsanjani war einer der Mitbegründer, sagt Dastmalchi weiter.

„Und er war einer der Mitverantwortlichen für das Attentat – aber wen interessiert das hier? Egal ob SPD oder andere Parteien, alle sagen: ‚Ah, Herr Dastmalchi, was sie über den Iran sagen, über die Menschenrechtslage, das wissen wir zwar, aber wenn wir es kritisieren, dann zerfallen unsere Abkommen und Verträge und wir sind doch verantwortlich für unsere Leute hier.‘“, sagt er weiter.

„Die Menschenrechte interessieren die Politik nur so lange, wie die Belange Deutschlands nicht in Gefahr sind. Daran sind wir Iraner seit Jahrzehnten gewöhnt, es ändert sich nichts, egal mit welcher Partei. Interessen wiegen schwerer als Menschenrechte.“ 

Quellen: www.bild.de

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