Roji Kurd: Ein Jahr ist der Putschversuch in der Türkei her, und die Sicherheitsbehörden nehmen weiter Menschen fest. In der vergangenen Woche seien 1098 Verhaftungen vorgenommen worden, teilte das Innenministerium in Ankara nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters mit.
Die türkische Regierung hat in den vergangenen sechs Monaten 1.656 Menschen wegen ihrer Beiträge in sozialen Medien festgenommen. Laut der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu gab das Innenministerium der Türkei bekannt, dass die Regierung insgesamt in 3.710 Fällen gegen Verdächtige ermittele, die terroristische Propaganda über soziale Medien verbreiten würden.
Wegen mutmaßlicher Kontakte zur Gülen-Bewegung wurden in den vergangenen zwölf Monaten in der Türkei rund 50.000 Menschen festgenommen – darunter auch deutsche Staatsbürger. Über 150.000 Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes, der Justiz, der Polizei und des Militärs wurden zudem entlassen oder vom Dienst suspendiert.
Im Zuge der jüngsten Festnahmewelle sollen 213 weitere Menschen wegen mutmaßlicher Verbindungen zur verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK festgenommen worden sein, 54 weitere wegen Kontakten zur Terrormiliz „Islamischer Staat“ oder zu nicht näher genannten „linken Terrorgruppen“.
Präsident Recep Tayyip Erdoğan hatte nach dem gescheiterten Putsch „weitreichende Säuberungen“ und ein harsches Vorgehen gegen die Anhänger von Fethullah Gülen angekündigt. Der Prediger Gülen wird von Erdoğan für den Putschversuch verantwortlich gemacht. Zahlreiche kritische Medien sind seitdem von der Regierung geschlossen worden.