Mutmaßlicher Kontaktmann Amris in Berlin festgenommen

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Nach dem LKW-Anschlag auf dem Breitscheidplatz vor neun Tagen, für den der getötete Anis Amri verantwortlich gemacht wird, wurde in Berlin ein Mann festgenommen. Das bestätigte die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe.

Neun Tage nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche hat die Polizei in der Hauptstadt einen Kontaktmann des mutmaßlichen Attentäters Anis Amri festgenommen. Bei dem Verdächtigen handelt es sich um einen 40-jährigen Tunesier aus Berlin, wie die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mitteilte. Demnach durchsuchten Ermittler des Bundeskriminalamts auf Grundlage eines Beschlusses des Ermittlungsrichters des Bundesgerichtshofs Wohn- und Geschäftsräume des Mannes.

Nummer in Amris Telefon

Im Mobiltelefon Amris, das am Tatort gefunden worden war, sei die Nummer des Festgenommenen gespeichert gewesen, erklärte die Bundesanwaltschaft. Die Ermittlungen deuteten darauf hin, dass er in den Anschlag eingebunden gewesen sein könnte. Inwieweit sich der Verdacht erhärten lasse, bleibe abzuwarten. Bis Donnerstag werde geprüft, ob ein Haftbefehl beantragt werde, hieß es.

Bei dem Anschlag mit einem Lastwagen auf den Weihnachtsmarkt am 19. Dezember waren zwölf Menschen getötet worden. Amri soll den LKW in die Menschenmenge gesteuert haben. Die Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) reklamierte die Tat für sich.

Viele Opfer aus dem Ausland

Unter den Opfern befinden sich zahlreiche Ausländer. Die Toten und Verletzten der Attacke stammen aus gut einem Dutzend Länder, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen erfuhr. Die Ermittler gehen inzwischen von 55 Verletzten aus. Einige der Verletzten hatten am Tag des Anschlags auf eigene Faust den Breitscheidplatz verlassen und einen Arzt aufgesucht. Sie meldeten sich erst mit Verzögerung.

Unterdessen werden auch immer mehr Details über Amri selbst bekannt. Der mutmaßliche Attentäter ist bei seiner Flucht offenbar auch durch die Niederlande gereist. Der Tunesier sei in der Nacht zum 22. Dezember von der niederländischen Stadt Nimwegen mit einem Fernbus ins ostfranzösische Lyon gefahren, verlautete nun aus französischen Ermittlerkreisen. Nimwegen liegt nahe der Grenze zu Nordrhein-Westfalen. Wie Amri von Berlin aus dorthin gelangte, ist noch unklar.

Der Bus fuhr den französischen Ermittlern zufolge zum Bahnhof Lyon-Part-Dieu, wo Amri später von einer Überwachungskamera gefilmt wurde. Von Lyon aus fuhr der 24-Jährige mit dem Zug in die französische Alpenstadt Chambéry und dann nach Italien. Er wurde schließlich in der Nacht zum 23. Dezember bei einer Polizeikontrolle in Sesto San Giovanni bei Mailand erschossen, nachdem dieser bei der Kontrolle sofort das Feuer auf die Beamten eröffnet hatte.

WDR-Recherchen zufolge war Amri vor dem Anschlag zudem im Ruhrgebiet deutlich besser vernetzt gewesen als bislang angenommen. So soll er während seiner Zeit in Nordrhein-Westfalen ein Dutzend Moscheen im Ruhrgebiet besucht haben. Er soll auch sehr gute Kontakte nach Dortmund gehabt und einen Schlüssel zu einer Moschee besessen haben, in der er übernachtete. Seit Ende 2015 sei er regelmäßig zwischen Berlin und dem Ruhrgebiet gependelt.

chr/se (dpa, rtr, afp)

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